28. Mai 2025

Screenshot 2025-05-28 112834Für sie wurde eine Ausnahme gemacht. Denn eigentlich gehört es zur grafischern Konzeption der Künstlerporträts im Magazin der Oper Zürich, dass es auf der Doppelseite ausschließlich Text gibt. Nicht gerade eine Bleiwüste, davor bewahrt einen reichlich “Weißraum”, aber doch ein Bereich, in den kein Art Director, kein Layouter mehr eingreift. Leserinnen und Leser sollten sich einfach nur lesend ein Bild von den Künstlern machen können, die auf weiteren Seiten des Magazins ohnehin auf Probenfotos zu sehen waren oder gar auf dem Cover, dort grundsätzlich in Schwarzweiß. Aber ganz sicher konnten wir uns nicht sein, ob wirklich jeder und jedem der Name Bianca Castafiore etwas sagt, ganz ohne Bild, und so hat die neben Maria Callas wohl berühmteste Diva des 20. Jahrhunderts nun doch ihren von Hergé gezeichneten Auftritt neben der Begegnung mit ihr auf Schloss Mühlenhof.

Sie ist die 33. Diva, die ich für die Oper Zürich getroffen habe, wenn man davon absieht, dass die meisten Sopranistinnen von heute keine Diven sein möchten und mit dem Begriff allenfalls spielen wie Marlies Petersen, die ihr in Griechenland selbst produziertes Olivenöl “Diva Oil” nennt. Mit La Castafiore endet die Serie Volker Hagedorn trifft…, die 2015 mit einem Besuch bei Waltraud Meier begann. Zusammen mit einigen Porträts noch vor dem Start dieser Serie sind es 99 Künstler*innen, die der “Hofporträtist” des Hauses treffen durfte, wobei für einen erkrankten Sänger auch schon mal Claudio Monteverdi als Interviewpartner einsprang. Die größte Gruppe – eben die Sopranistinnen – wird gefolgt von 19 Dirigent*innen, 12 Tenören, 6 Baritonen, 4 Countern… aber auch Tänzerinnen, Geiger, Bühnenbildner sind dabei und Komponist*innen. Noch längst nicht alle habe ich unter “Begegnungen” auch auf dieser Website versammelt. Aus mehreren Treffen wurden auch Interviews für das Magazin VAN.

Nun endet nach dreizehn Jahren die Intendanz von Andreas Homoki in Zürich, der ich, wie dem Chefdramaturgen und Magazinmacher Claus Spahn, unschätzbare Begegnungen mit wunderbaren und extrem unterschiedlichen Menschen und Künstlern verdanke, ganz gleich, ob sie zu den Großen unserer Zeit gehören oder am Beginn ihres Weges sind – beziehungsweise waren: Als ich vor neun Jahren in Frankfurt Lise Davidsen traf, sagte sie mit Blick auf Wagners Brünnhilde noch: “Bis dahin habe ich viel zu lernen.” Inzwischen hat die New Yorker MET Davidsens Debüt in dieser Rolle angekündigt… Letzte Produktion in Zürich vor dem Antritt des neuen Leitungsteams um Matthias Schultz ist Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Elias von 1846, von Homoki inszeniert. Ich bin für das MAG dem Komponisten in seine beiden letzten Jahre gefolgt, von Leipzig bis London, in deren Zentrum nicht nur dieses Werk steht, sondern auch eine unlebbare große Liebe.

Eines der bedeutendsten, vielleicht auch bahnbrechenden Werke unserer Jahre war jetzt in Hannover zu erleben. Eindrücke von Georg Friedrich Haas´ Mikrotonwunder 11.000 Saiten sind bei VAN zu lesen: Vögel, Lava, Pollock und Titanen.