19. Oktober 2022

> Nur das nötigste Neueste heute, denn beim Warten auf dem Flughafen, zwischen Gesprächen und Telefonaten anderer und nur mit einem steinalten ipad ausgerüstet bloggt es sich nicht entspannt. Zuvor im Büro ging es schon gar nicht – wegen diverser deadlines, die schon nach einander zu schnappen begannen. So ist die frohe Botschaft nun schon vier Wochen alt, dass Flammen in der Kritikerumfrage der “Opernwelt” zum “Buch des Jahres” erkoren wurde, zusammen mit Fast nackt, nachgelassenen Schriften des Opernregisseurs Hans Neuenfels. Den meisten wird die Nachricht dennoch neu sein. Die Redaktion der “Opernwelt” erwähnte in ihrer Pressemitteilung acht Kategorien von “Opernhaus des Jahres” bis “Sängerin des Jahres”, das “Buch des Jahres” entfiel – im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse besonders erstaunlich.

Zu Flammen – Eine europäische Musikerzählung 1900 – 1918 befragt mich die NDR-Moderatorin Friederike Westerhaus in der Reihe “A la carte” auf NDR Kultur, zu hören am 31. Oktober von 13 bis 14 Uhr, mitsamt Musik von Debussy über Berlioz bis zurück zu Johann Christoph Bach (1642-1703) – denn außer um Flammen geht es im Gespräch auch um die Bücher davor, Der Klang von Paris und Bachs Welt.

Jene Oper Barkouf, 1860 von Jacques Offenbach komponiert, deren tragisch rätselhaftes Scheitern und Verschwinden auch im Klang von Paris eine Rolle spielt, wird nun, am kommenden Sonntag, in Zürich aufgeführt. Dort habe ich mich neulich nach einer Probe mit dem Dirigenten und Komponisten Jérémie Rhorer getroffen. Ein polyphon denkender Mensch, der von Offenbach über Umberto Eco zu Boulez und Steve Reich kommt. Und Offenbachs schärfsten Kritiker, Hector Berlioz, nicht ungeschoren lässt…

Was ich auf dem Münchner Flughafen zu suchen habe? Demnächst das Gate für den Weiterflug nach Bilbao. Dort findet morgen abend der nun wirklich allervorletzte Auftritt von Cantus Cölln statt, mit J.S. Bachs Motetten, in der ehrwürdigen Sociedad Filarmónica da Bilbao. Diese Institution, diesen Saal gibt es seit 1896, und zu den berühmten Gästen zählt auch Maurice Ravel, der hier 1928 eigene Werke dirigierte.

Er wiederum bringt mich, fast hätte ich es vergessen, auf den 30. Oktober 2022, 15.05 Uhr. Dann beginnt auf Deutschlandfunk Kultur eine neue Folge der “Interpretationen”, in der ich einer der rarsten und schönsten Koinzidenzen der Musikgeschichte nachgehe: Dem “match”, wie Ravel es nannte, zwischen ihm und Debussy, die im selben Jahr 1913 Trois poèmes de Stéphane Mallarmé komponierten, vom Vorhaben des je anderen nichts wussten und dabei auch noch mit exakt denselben beiden Gedichten begannen. Wie verschieden die aber klingen, und die Interpretationen dazu – das ist dann ein Jahr lang online zu hören.