Es ist eigentlich ganz schön, nicht der Erste am Südpol zu sein. Da stehen schon welche? Wie gut, dann ist es ja wirklich die richtige Stelle! In meinem Fall war der Südpol die Vermutung, dass zwei der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts aus komplett verschiedenen Genres viel miteinander zu tun haben. Vom einen kannte ich vorher nur den Namen… So beginnt die jüngste Folge von Rausch & Räson auf VAN, wie immer, siehe oben, von Merle Krafeld illustriert. Die Anregung zum Text ergab sich aus der Arbeit an der Sendung Letzter Lichtflug für die Reihe Interpretationen auf Deutschlandfunk Kultur. Es geht um Sergej Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini, 1934 komponiert und im selben Jahr erstmals eingespielt – mit dem Komponisten am Klavier und Leopold Stokowsky am Pult des Philadelphia Orchestra. Zahlreiche Interpreten folgten bis heute, von Arthur Rubinstein bis Daniil Trifonov, von Dinorah Varsi bis Lise de la Salle – auch sie sind hier zu hören.
In der Abteilung “Essays” gibt es auf dieser Website jetzt ein kleines Festival für Younghi Pagh-Paan. Am 30. November wird die Komponistin 80 Jahre alt, und das wird schon ab kommender Woche beim Musikfest Berlin und der Münchner Reihe musica viva des Bayerischen Rundfunks gewürdigt. Dafür habe ich mich mit mehreren ihrer Werke wieder oder erstmals befasst: Sori (1980), Hohes und tiefes Licht (2012), Frau, warum weinst du (2023), alle für Orchester, und das Streichtrio NO-UL, das 1985 für Viola, Violoncello und Kontrabass entstand. “Das war mutig”, sagte sie über dieses Werk, als wir neulich dazu telefonierten. Denn sie hielt sich nicht an die Dogmen der Avantgarde, mit denen lange zuvor sogar schon Rachmaninow konfrontiert wurde…