22. September 2023

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“Ich bin jetzt 57, und in der Heldenwelt habe ich noch fünf Jahre”, sagte Stephen Gould, als wir uns im Februar 2019 in Dresden trafen (wo an der Semperoper auch das Foto oben von Klaus Gigga entstand). Er war, geboren 1962 im US-Bundesstaat Virginia als Sohn eines Methodistenpastors, einer der besten Heldentenöre der Welt und einer, der auch genauso aussah. Nicht einfach nur sehr groß. Er war geschaffen für die Welten von Tannhäuser, Tristan, Siegfried, Gestalten, die er menschlich wahr werden ließ. Vielleicht ist er jetzt für immer in der Heldenwelt. Am 19. September ist Gould der unheilbaren Erkrankung erlegen, deretwegen er im Sommer seinen Rückzug von der Bühne angekündigt hatte. Wie seine Stimme – um nicht zu sagen Bestimmung – nach einer Odyssee über Musicals und einen Job bei der New Yorker Telecom gerade noch rechtzeitig entdeckt wurde oder, wie er meinte, “von Wagner gefunden”, das und viel mehr erzählt er im VAN-Interview. [Nachtrag: Das Interview ist seit dem 28. September auch in der US-Ausgabe von VAN zu lesen: "A Hero´s Journey"]
Lajos Rovatkay107 (c) Nils Ole Peters

Knapp drei Jahrzehnte vor Stephen Gould kam in Budapest Lajos Rovatkay zur Welt (Foto: Nils Ole Peters), der vorige Woche 90 Jahre alt wurde, gefeiert als einer der wichtigsten Pioniere der historischen Aufführungspraxis und, beim Geburtstagskonzert in der randvoll besuchten hannoverschen Marktkirche, auch als Organist. Rovatkay spielte, selbst die Register ziehend, ein anspruchsvolles Programm mit Werken von J.S.Bach, das weit mehr als ein Konditionsnachweis war. So spannend wie dieses Orgelkonzert fand ich kaum je eines. Man wurde in ein Universum geführt und entdeckte auch, was bei Bach selten offengelegt wird: seine Modernität. Drei Wochen zuvor traf ich Lajos Rovatkay zum langen Gespräch, nachzulesen ebenfalls bei VAN.