Echos auf “Flammen”

Eine Auswahl ab April 2022, chronologisch absteigend

>Opernwelt, Jahrbuch 2022, Kritikerumfrage, Oktober 2022 Buch des Jahres
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ZEIT online Podcast: Und was machst du am Wochenende?, 16.9.2022

…es geht um diese glühende Zeit, geschrieben von einem ganz außergewöhnlichen Musikjournalisten, ein so bemerkenswert gut geschriebenes, tolles Buch…(Igor Levit)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.9.2022

Temporeich, streckenweise brillant geschrieben und mit sichtlicher Freude am Detail recherchiert …
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Die formale Gleichzeitigkeit und die Engführung mit Politik und Zeitgeschichte zwingen Heterogenes zusammen, die rasante Urbanisierung etwa und die gleichzeitige Vorliebe für Märchenopern – schon das kann ja erhellend sein. Sie schafft aber auch Raum für überraschende Ausblicke und Verschränkungen: Gustav Mahler unternimmt einen “analytischen Spaziergang” mit Sigmund Freud; die englische Komponistin und Generalmajorstochter Ethel Smyth ist zugleich glühende Frauenrechtlerin; die berühmten Skandalkonzerte in Wien und Paris sind ein Gradmesser der Erregung auch im politischen Raum.
(…)
Im Falle Debussys gelingt Hagedorn ein subtiles Porträt des von privaten Sorgen und Geldnöten umstellten Komponisten, der von jungen “Ultramodernisten” aufs Schild gehoben wird, aber ängstlich um seine Unabhängigkeit bemüht bleibt. (…) Ethel Smyth, europaweit bis in höchste Kreise vernetzt, verbürgt als komponierende Frau und politische Aktivistin einige besonders bewegte Episoden. (…) Proben und Aufführung von Mahlers achter Symphonie, vierhändige Durchspielprobe des “Sacre du printemps” bei Laloy – solche Szenen sind Anlass für kleine Kabinettstückchen der Kunst, in wenigen Worten den richtigen Ton zu treffen und Präsenzeffekte zu erzielen (…) (Andreas Meyer)
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Kreuzer Leipzig, September 2022

„Flammen“ schildert die Jahre des Aufbruchs der Moderne, neuer Strömungen, kultureller Blüte und eines europaweiten künstlerischen Austausches, bevor es gegen Ende auf den Kriegsausbruch in Europa 1914 zusteuert. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung von »Flammen fällt 2022 zusammen mit gegenwärtigen Kriegsereignissen und europaweiten Spannungen, was der Lektüre eine ungeheure Brisanz verleiht. (…)
Fast romanhaft liest sich die Reise in eine sich nicht nur an musikalischen Neuerungen überschlagende Zeit. Die erstaunlichen Begegnungen seiner Protagonistinnen und Protagonisten beschreibt Hagedorn auf Grundlage eindrucksvoll detaillierter Recherchen. Alle Entwicklungen und Anekdoten sind eingebettet in ein Netz aus sozialen Strukturen, politischen Gegebenheiten und Kunstfragen. Ein Buch, das man, einmal begonnen, nicht wieder aus der Hand legen wird. (…)
Es ist seine eigene, von tiefem Musikverständnis geprägte Stimme, mit der er poetisch und spannend über bedeutende Musikstücke jener Epoche wie Stravinskys Sacre, die Alpensinfonie von Strauss oder Debussys Violinsonate assoziiert. Der Kosmos an ästhetischen Möglichkeiten dieser Zeit wird aufgeblättert.(Anja Kleinmichel)
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Opernwelt, „Buch des Monats“, Juli 2022

… wenn es der Komponistin kurze Zeit später gelingt, zum Hofoperndirektor Mahler selbst vorzudringen (auch das ist bezeugt), wird dieser sie in Hagedorns Imagination genau bei der leer-triumphalen Apotheose abbrechen lassen. Hier und an vielen anderen Stellen zeigt sich, wie präzise sich Hagedorns detektivische Faktenjagd mit dem genauesten Studium von Charakteren, von deren Ästhetik und deren Idiosynkrasien zu einem dokufiktionalen Genre von hoher Stringenz verbinden. Faktenleidenschaft und Einbildungskraft beleben sich wechselseitig. (Klaus-Heinrich Kohrs)
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Tagesspiegel, 15.6.2022

Den Ersten Weltkrieg spart Hagedorn nicht aus, doch er begreift ihn nicht als absoluten Bezugspunkt und befreit so die Musik von der Lesart, vor allem „Angstblüten“ vor dem großen Kulturbruch getrieben zu haben. Für seine Erzählung hat sich der Autor zweier Hauptfiguren versichert. Die eine ist Debussy (…) Hagedorn zeichnet seinen melancholischen Helden mit großer Sympathie und schenkt ihm Momente zarter Innigkeit, vor allem mit der Tochter Chouchou, die ihren Vater nicht lange überleben wird. Die zweite Hauptfigur ist eine Überraschung, die sich aber ganz selbstverständlich in das große Panorama fügt: Die Britin Ethel Smyth (…) (Ulrich Amling)
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rbb Kultur, 10. 5. 2022

Wenn man´s erstmal angefangen hat, kann man´s kaum zur Seite legen. (Andreas Göbel)
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Leipziger Zeitung, 20. 4.2022

So geballt hat man das noch bei keinem Autor gelesen. Wohl auch deshalb, weil das nicht einmal die Musikwissenschaftler für so bemerkenswert hielten. Sie denken selten politisch und sehen deshalb nicht, wie selbst die Musik von den Kräften erzählt, die in einer Gesellschaft toben, die zwischen Nationalismus und Weltoffenheit, Moderne und Rückwärtsgewandtheit, kreativem Austausch und militärischen Eskalationsstrategien zerrissen ist. (…)
Volker Hagedorn hat auch eine faszinierende Begabung dafür, Geschichten zu erzählen und miteinander zu verknüpfen, sodass am Ende tatsächlich eine europäische Musikerzählung draus wird, wenn er einfach nur versucht zu erzählen, was einige der bis heute berühmten Komponisten und Komponistinnen der europäischen Musikavantgarde damals eigentlich so trieben. Jahr für Jahr. Schicksal um Schicksal, Szene um Szene, so farbenreich, als wäre der Autor als Journalist dabeigewesen und hätte alles emsig mitstenografiert – die Kleidung, die Gespräche, das Wetter, die Stimmung. Es knistert von Anfang an. (Ralf Julke)
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Deutschlandfunk Musikjournal, 18.4.2022

…so anschaulich, dass permanent eine Art Kopfkino entsteht…(Christoph Vratz)
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Die Deutsche Bühne, 15.4.2022

Mit seinem Untertitel „Eine europäische Musikerzählung 1900 – 1918“ weckt der Autor Volker Hagedorn Erwartungen. Und er löst sie ein. „Flammen“ ist wirklich eine – große! – Erzählung und handelt tatsächlich – auch – im engeren Sinne von Europa (wenn auch unter weitgehender Aussparung Italiens) . Und die Handlungsentwicklung wird ausgelöst durch Schicksale von Komponistinnen und Komponisten und ihre Musik, ihren endgültigen Aufbruch aus der Romantik. So entsteht ein episches, wirklich mitreißendes Panorama dieser Zeit zwischen Fin de Siècle und dem Ende des fürchterlichen Krieges. (…)
Dazu kommen etliche kenntnisreich, plastisch und vor allem leidenschaftlich beschriebene Musikstücke, die Schilderung politischer Prozesse, Exkurse in die bildende Kunst und die Literatur, in Stadtentwicklung und Wirtschaft und selbst in den Klatsch (…)
So zeigt der zudem klug illustrierte Dokumentarroman „Flammen“ eine glanzvolle, aber keine schöne Zeit. Fast wirkt der Krieg hier als folgerichtige Explosion auf eine Epoche der Maßlosigkeit einerseits und der aus dem 19. Jahrhundert mitgeschwommenen patriarchalischen Enge andererseits. Und eine Nähe zu unserer Zeit ist durchaus zu spüren (…) Ein großartiges Buch. (Andreas Falentin)