Unfern der russischen Grenze zu Finnland in Sortavala entstand im Juli 1981 dieses Foto, das Dmitri N. Smirnov von der 49-jährigen Sofia Gubaidulina machte. Nun ist die Komponistin am 13. März mit 93 Jahren gestorben, in ihrem Haus bei Pinneberg. Als ich sie im April 1990 zum ersten Mal traf, war Gubaidulina noch ein halber Geheimtipp. Aber schon da musste der Workshop mit ihr in der hannoverschen Musikhochschule aus dem kleinen Saal 235 in einen größeren umziehen, weil so viele Interessierte gekommen waren. Als ich Sofia Gubaidulina zuletzt besuchte, im Oktober 2011, war sie fast 80 und längst eine internationale Größe – wohl die erste Komponistin der Geschichte, die es zu Lebzeiten zu Weltruhm brachte. Sie erinnerte sich voller Wärme an Dmitri Schostakowitsch, der sie ermuntert hatte, auf dem “falschen Weg” zu bleiben, auf dem man die junge Komponistin am Moskauer Konservatorium sah. Das und viel mehr ist nachzulesen im Text, den ich für VAN geschrieben habe – dort wird auch auf einige Videos von Aufführungen ihrer Musik verlinkt, last not least mit Gidon Kremer, der ihr Violinkonzert Offertorium anregte, uraufführte und aufnahm, was zu ihrem internationalen Durchbruch führte. “Gidon hat mich erschaffen”, meinte Sofia Gubaidulina – eines der bescheidensten Genies, die je gelebt haben.