Was haben die Getriebelehre und die Aktfotografie gemeinsam, die Dissensbewältigung und die ostfriesische Schiffahrt bis 1648? Jajaja, alles hängt mit allem zusammen, aber darum geht es nicht. Ich fand diese und Dutzende andere Themen, als ich bei einem Versandhandel meinen Nachnamen in die Suchmaske eingab. Ich wurde schier umgespült von einer Woge gleichnamiger Autoren und ihrer Bücher. Bis dahin war mir nur Friedrich von Hagedorn ein Begriff, der liebenswürdige spätbarocke Dichter, mit dem ich ebensowenig verwandt bin wie mit Jana, Günter, Hermann, Peter, Yvonne…
Was von Müllers und über Müllers geschrieben wurde, umfasst knapp 1000 lieferbare Titel, das ist nicht überraschend, zumal in Deutschland immer noch 80000 neue Titel im Jahr erscheinen. Aber 111 mal Hagedorn? Meine Nachnamensvettern, die von sich womöglich auch alle denken oder dachten, Hagedorns seien seltener als die gleichnamigen Strauchbäume, diese Vettern und Cousinen sind auf sämtlichen Feldern von Mediation bis Mechanik unterwegs. Der älteste nach Friedrich, Hermann, ein Amerikaner, veröffentlichte sogar bereits im November 1914 das Antikriegsdrama „Makers of Madness“.
Namenscousin Dan dagegen trauert „America´s Forgotten Warriors“ nach, den Weltkriegsbombern Douglas B-18 und B-23. In Cornelias „Strategien der Dissensbewältigung“ geht es nicht um Luftangriffe, sondern um Stammzellforschung. Ortrud empfiehlt sich mit dem Band „Mediation“, nicht fern von Vetter Hans mit „Schlüsselfaktor Kommunikation“. Peter und Arnd kümmern sich um härtere Sachen: Mit „Technischer Mechanik“ und „Modellgestützter Planung von Produktionsstandorten“. Nicht wirklich Bücher für mich, aber ihren Schöpfern würde es mit meinen Texten ähnlich gehen.
Jana beschreibt in „Friesenherz“, wie zwei Frauen an der Nordsee und ein junger Wattführer… nein, hier wird nichts verraten! Außer, dass Bernhards Buch über Ostfrieslands Schiffahrt bis 1648 hier garantiert kein, äh, Schlüsselfaktor ist. Ebensowenig Günters mit 400 Bildern versehenes Lehrbuch zur Aktfotografie oder die von Yvonne beschriebene „Unternehmenskultur in der Dienstleistungsbranche“, aus der sicher der eine oder andere Wattführer etwas lernen könnte. Abgründigeres verheißt der Roman „Toxicology“ von Jessica. Und John schreibt über „Armed Young Men and Gangsta Culture“.
Ja, und Karin! Ihr Bilderbuch „Ele, der kleine Elefant“ werde ich mir mal besorgen, für die Jungs. Ansonsten lehrt mich der summarische Überblick, dass Namensgleichheit absolut nichts bedeutet. Was richtig beruhigend ist, wenn man die Suche erweitert und außerhalb der Bücherwelt auf alles vom Mörder bis zur Moderatorin stößt und fast schon wünscht, man hieße einfach Müller.
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