22. Dezember 2017

> Ja, ich habe ein Presse-Exemplar gekriegt. Nein, das verpflichtet mich zu gar nix. Ich könnte meinen Lieblingskalender auch beschweigen und hätte auch 22 Euro gerade noch übrig gehabt. Der “Arche Musik Kalender” wäre eigentlich ein Grund, weiter auszuholen über den Sinn illustrierter, mit Spirale zusammengehaltener Blätter, die man sich an die Wand hängt, ohne sie ernsthaft als Orientierungshilfe zu den Wochentagsnamen von 365 Tagen zu brauchen. Ich hole jetzt aber nicht aus, und es wird auch nicht recherchiert, wie sie das in Zürich eigentlich hinkriegen, jedes Jahr 53 Fotos, Stiche, Gemälde, Autographe aus der Musikwelt zusammenzutragen, die entweder unvertraut sind oder so gut layoutet, dass sie einen anspringen. Gern verbunden mit Briefpassagen, die auch nicht geläufig sind, etwa dem dringenden Rat eines Onkels des 16jährigen Felix Mendelssohn an dessen Vater, den Bengel nur ja keinen “Musikus von Profession” werden zu lassen, sondern einen ordentlichen Juristen. Auf gewisse Weise bekommen die Musiker hier ihre Freiheit zurück, die Verbindung zum Leben jenseits der Lexika und Diskographien. Man hängt sich da keine Denkmäler an die Wand, eher Mitteilungen aus der unüberschaubaren, weltweiten Familie der Musiker. Musikern und ihren Familien ist der Kalender 2018 gewidmet, und sie laden einen keineswegs alle ein, sich gemütlich dazuzusetzen.

debussy 1908

Claude Debussy etwa: Der sitzt mit seiner Tochter Chouchou zwischen Bäumen, ein klassisches “Frühstück im Grünen”, beide hell gekleidet mit Hüten, wunderschön, der Weltkrieg ist woanders. Aber sie, ungefähr zwölf, guckt den Fotografen skeptisch an, und er so grimmig, als wolle er durch die Kamera hindurch auch gleich noch uns wissen lassen, dass wir uns einen Dreck darauf einbilden können, im Gegensatz zu ihm seinen Todestag zu kennen (den 25. März 1918, das Bild entstand wohl im Sommer davor), und dass der Inhalt des Picknickkörbchens ausschließlich für ihn und Chouchou reicht, also bitte mal weitergehen! Das werden wir im März dann ja auch tun, einmal blättern und dann: Rachmaninow als Knabe am Klavier! – Und was die jetzt lebenden Musiker betrifft, noch ein Lesetipp in eigener Sache: Rausch und Räson, Folge 6, bei VAN.