21. April 2022

saint-malo 1914

> „Ein episches, wirklich mitreißendes Panorama dieser Zeit zwischen Fin de Siècle und dem Ende des fürchterlichen Krieges“, so umreisst Andreas Falentin in seinem Text für Die Deutsche Bühnehier zu lesen – das Buch Flammen. Wenige Tage nach seinem Erscheinen wurde es auch im Deutschlandfunk diskutiert. Im Musikjournal am 18. April fand Christoph Vratz es „so anschaulich, dass permanent eine Art Kopfkino entsteht“. Auf die Frage des Moderators, ob beim Einsatz belletristischer Mittel bis hin zum Dialog nicht die Fantasie des Autors „wilde Blüten“ treibe, meinte Vratz: „So wild sind die gar nicht. Hagedorn fabuliert nicht im nebulösen Raum, er konsultiert seine Quellen und hat sie am Ende sorgsam aufgelistet.“ Diese Quellenhinweise umfassen 59 Seiten, und dass es etwa zum Eisenbahndialog von Gustav und Alma Mahler allein neun Anmerkungen für eine Buchseite gibt, liegt daran, dass nahezu jedes Wort der beiden eine relevante Primärquelle hat.

Fast ein Hörspiel mit zusätzlichem Sprecher hat man beim SWR2 Treffpunkt Klassik aus Lara Fischers Besprechung gemacht – der Beitrag vom 20. April beginnt wie das Buch, mit heftigen Schritten in einem Treppenhaus. Fischer bilanziert: “Eine mitreißende, funkensprühende Musikerzählung”. Zu Flammen befragt haben mich bislang u.a. Nike Keisinger für den Saarländischen Rundfunk, SR2, und Meinolf Bunsmann für den Hessischen Rundfunk, hr2. Für die ZEIT vom 13. April schrieb ich ein auf den Beginn des Ersten Weltkriegs fokussiertes Stück, das auf Kapitel 7 von Flammen basiert. Eine der Quellen dazu ist das oben gezeigte Foto aus einem privaten französischen Album, in dem die Sommerferien in Saint-Malo 1914 dokumentiert werden. Die Bildunterschrift lautet: “Wir waren beim Spazierengehen auf dem Deich am 1. August um 17 Uhr, als die Glocke die Generalmobilmachung verkündete”.

Was auch Ethel Smyth gefallen könnte: Die Komponistin Younghi Pagh-Paan wird an diesem Wochenende in Hannover mit einem ganzen Festival gewürdigt. “Klangbrücken” umfasst sieben Konzerte, in deren fünftem das fantastische Kuss Quartett Younghis neues Werk “Im Glanz des Sonnenuntergangs” uraufführt – ein Quintett mit Kontrabass. Dieses Programm beginnt am Sonntag, 24. April, um 18 Uhr in der Neustädter Hof- und Stadtkirche. Ausgerechnet zur selben Stunde beginnt in Hannovers Markuskirche Bachs Welt, ein literarisches Konzert auf Basis des gleichnamigen Buchs, gestaltet vom Concerto Ispirato, dem Voctett Hannover und mir. Zum Glück ist das aber auch tags zuvor schon zu erleben, nämlich in der Elisabethkirche Langenhagen. Die Ispirato-Musiker haben für das Programm u.a. Johann Pachelbels “Musicalische Sterbens-Gedancken” von 1683 für die Besetzung arrangiert, in der sie auch in Kapitel 5 von Bachs Welt gespielt werden.