29. November 2022

> Am Mittwoch wird sie 77 Jahre alt, keine runde Zahl, aber eine schöne, und wenn man in den Aufführungskalender der Komponistin Younghi Pagh-Paan (* 30. November 1945, Cheongju, Südkorea) schaut, könnte man meinen, ein Jubiläumsjahr werde gefeiert. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass irgendwo (mindestens) ein Stück von ihr gespielt wird, und “irgendwo” passt auch schon nicht, wenn es um die Londoner Wigmore Hall oder die Philharmonie Luxembourg geht. In letzterer war am vorigen Freitag YPP´s Orchesterwerk Sori zu hören, mit dem die Komponistin 1980 in Donaueschingen international bekannt wurde. Das nächste groß besetzte Werk im Œuvre, Nim von 1987, wurde im Februar 2022 vom San Francisco Symphony Orchestra gespielt, im Oktober von den Bochumer Symphonikern in der Philharmonie Essen.

In welcher verbundenen Vielfalt sich die Musik von Younghi Pagh-Paan über Jahrzehnte hin entfaltet hat, zeigt die just bei Kairos erschienene CD Listening with the heart – Mit dem Herzen hören. Sopranistin Angela Postweiler, Flötistin Carin Levine, Gitarrist Tobias Klich führen mit Werken von 1975 bis 2022 durch ein Leben zwischen Identitätssuche und Offenheit. Für das Booklet (hier komplett zu lesen) schrieb ich einen Text, der auch in englischer Übersetzung von Laurie Schwartz vorliegt. Rund um die Produktion gibt es am 3. und 4. Dezember in der Bremer Plantage 13 ein Konzertwochende: am Samstag um 20 Uhr das CD-Programm live, am Sonntag um 17 Uhr spielt das Pulse Quartett u.a. YPP´s Streichquartett Horizont auf hoher See, 2017 vom Arditti Quartet uraufgeführt. Unterdessen sind in diesem Jahr weitere Werke der Komponistin entstanden und in Arbeit. Bewunderung und Glückwunsch, liebe Younghi!