Vor 150 Jahren kam in Lübeck Thomas Mann zur Welt, bis heute einer der meistgelesenen Autoren deutscher Sprache. Das Magazin ZEIT Geschichte hat ihm schon im März eine Ausgabe gewidmet, für die ich gern Reklame mache, und zwar nicht nur, weil ich mir für dieses Heft über Manns letzten großen Roman Doktor Faustus Gedanken machen durfte. Unter den vielen sehenswerten Fotos und lesenswerten Texten im Magazin hat mich besonders Thomas Assheuers Beitrag über den “reaktionären Kanonendonner” beeindruckt, den Mann in seinen Schriften 1914-1918 intonierte. Allzu gemütlich sollte man es sich mit Thomas Mann nämlich nicht machen – eine höchst ambivalente Gestalt, an der man gleichwohl nicht vorbeikommt.
Sein Doktor Faustus hat eine Reihe von Komponisten inspiriert, und gerade jetzt wäre es an der Zeit, mal wieder Hans Werner Henzes wunderbares Drittes Violinkonzert von 1997 aufzuführen, Drei Porträts aus dem Roman “Dr. Faustus” von Thomas Mann. Der erste Satz gilt Esmeralda, jener Prostituierten, der Manns fiktiver Tonsetzer Adrian Leverkühn seine kreativen Höhenflüge und sogar die Erfindung der Zwölftonmusik verdankt (die sich in Wahrheit Thomas Mann von Schönbergs Schüler Adorno erklären ließ…). Hier geht es zur Aufnahme mit Peter Sheppard Skaerved und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken von 2006. Noch ein Hörtipp in eigener Sache: am Sonnabend, 7. Juni um 10 Uhr bin ich Studiogast beim Treffpunkt Klassik von SWR Kultur, mit Moderatorin Ines Pasz und einer Playlist, die Musik von Kurt Weill, Szymon Laks, Claudio Monteverdi, Johann Michael Bach, Younghi Pagh-Paan, Claude Debussy und Nadia Boulanger umfasst.
Und mehr als nur ein Tipp: Das VAN-Interview, in dem der Geiger Michael Barenboim über sein Engagement für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen spricht, deren Opfer in Folge des Krieges inzwischen nach Zehntausenden zählen. “Ich finde es sehr seltsam, wenn Menschen, die eine sichere Anstellung und ein bequemes Leben haben, zu diesem Thema so vehement schweigen. Man muss sich klarmachen: Das ist das Verbrechen unserer Generation.”