10. September 2019

> Wer in Britanniens musikalische Gegenwart und Geschichte hineinhört, erlebt das Wort „Brexit“ wie ein böses Krächzen mitten in einer von Henry Purcells traumhaften Melodien. Doch nicht nur die werden länger halten als eine demagogische Idiotie, von der sich in diesen Tagen selbst britische Regierungsmitglieder mit Grausen abwenden. In jedem Fall hat das Thema „Britain calling“, dem im Oktober die Elbphilharmonie ein Festival widmet, einen gewaltigen Echoraum. Dessen Hintergrund erkundet mein Beitrag für das aktuelle Elbphilharmonie Magazin: “The Fairest Isle” – ein Ausflug in den Alltag britischer Musiker und in ihre Geschichte. Auf meiner Website begleitet ihn ein Foto des 39-jährigen Simon Rattle, den ich im Juli 1994 in Glyndebourne auf einer Bank im Garten sitzend antraf, bestens gelaunt vor der Premiere von „Don Giovanni“.

Eine Novität zum Hören ist die Sendung „Ein Herz in der Finsternis“ über die Violinsonate von Francis Poulenc. Komponiert und uraufgeführt wurde die Sonate im von der deutschen Wehrmacht besetzten Frankreich des Jahres 1943, was Poulenc nicht hinderte, das Stück explizit dem Gedenken Federico García Lorcas zu widmen, dem 1936 von spanischen Faschisten ermordeten Dichter und Dramatiker. In mehrfacher Hinsicht ist es ein Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts, lange unterschätzt und – wie überhaupt Poulencs Œuvre – in den vergangenen Jahren zunehmend oft (ein)gespielt. In der Reihe „Interpretationen“ auf Deutschlandfunk Kultur bin ich der Sonate, ihren Hintergründen und Interpreten gefolgt. Als Sprecher sind Frank Arnold und Markus Hoffmann dabei, auch Francis Poulenc selbst ist am Mikrofon zu hören.

Das Buch “Der Klang von Paris” wird in der Zeitschrift “Das Orchester” gewürdigt als “Mischung aus Künstlerroman, Sozial-, Kultur- und Musikgeschichte der Stadt Paris sowie aus reportagehaften Elementen”. Mathias Nofze erfreut sich an “geradezu filmreifen Szenen” und bilanziert: “Lesen – und auf nach Paris.” Einer der Protagonisten, Jacques Offenbach, hat dank der wunderbaren Cellistin Raphaela Gromes inzwischen auch den Kammermusik-Lorbeer beim Preis der deutschen Schallplattenkritik errungen – das Album “Offenbach” kam auf die Bestenliste des jüngsten Quartals.