27. März 2020

> Gestreamt wird ozeanisch viel zur Zeit, da können persönliche Tipps nicht schaden. Mein erster gilt dem Händelschen Xerxes, den die Deutsche Oper am Rhein via operavision.de online stellt, eine Koproduktion mit der Komischen Oper Berlin. Konrad Junghänel dirigiert, Stefan Herheim inszeniert, Valer Sabadus ist Xerxes. Oder auch, um ein Anagramm aus der höchst witzigen Bühnenschau zu zitieren, “Rex Sex”. Der zweite Tipp: “Marsch in den Untergang – Alban Bergs Orchesterstücke op. 6″, jetzt als Podcast im Deutschlandfunk zu hören, eine von mir moderierte Sendung in der Reihe “Interpretationen”. Man muss die zwei Stunden keineswegs am Stück hören, sie allenfalls per Pausentaste stoppend, auch wenn das auf der Website so aussieht.

Man kann auch gewünschte Stellen ansteuern – aber nur mit einem supergeheimen Trick. Rechts oben gibt es ein horizontales schmales Fenster mit einem Lauftext, und dieses Fenster ist zugleich eine perfekt getarnte Zeitleiste. Seine Mitte ist die der insgesamt 110 Minuten, welche rechts in einem weiteren Fensterchen angezeigt werden, und zwar rücklaufend. Man führt den Cursor an den Punkt, an dem man den gewünschten Zeitpunkt in etwa vermutet, und klickt. Möchte man etwa noch mal hören, was Arthur Schnitzlers Reigen mit Bergs gleichnamigen zweiten Satz und der unehelichen Tochter des Komponisten zu tun hat, ab Minute 38, muss im kleinen Fenster Minute 72 erscheinen. Umständlicher geht es keinesfalls, aber an langen Frühlingsnachmittagen mit Blick auf gesperrte Spielplätze und geschlossene Kinos lässt sich daraus ja eine Substraktionsaufgabe für Familienmitglieder ab Klasse 3 machen: 110 minus 32? Dass die Jüngeren mit Bergs Musik dann eher nichts anfangen können, ist nicht ausgemacht. Mein achtjähriger Sohn fand, im “Marsch” klinge es “wie in einer Werkstatt”. Er war dann aber doch mehr für “Die drei ??? und das Geheimnis des Bauchredners”.

Schließlich noch zwei Lesetipps. Zum einen stellt Gruner + Jahr bis zum 30. April alle vierzig digitalen Magazine des Verlags gratis zur Verfügung, freischaltbar hier. Mit dabei sind Stern, Essen & Trinken, 11 Freunde, Geo nebst Geolino und Geolino Extra, letzteres ein Themenmagazin für Jüngere, das an Klarheit und kritischer Perspektive vieles im Journalismus für Ältere deutlich in den Schatten stellt. In diesem Sinne gilt mein zweiter Lesetipp (für Ältere) den “Nachdenkseiten”. Gerd Bosbach, ein renommierter kritischer Statistikwissenschaftler, nimmt dort im Interview die Zahlenspiele so vorschneller wie einflussreicher Epidemiologen auseinander und erinnert an einige ihrer krassen Irrtümer.