22. Dezember 2020

> Am vorigen Sonnabend hat in Zürich Riccardo Minasi das Barockorchester La Scintilla im Livestream dirigiert, bis zum 27. Dezember ist das Konzert noch zu hören und zu sehen. Der Anblick schwarz maskierter Musiker hat auf der Bühne eines Opernhauses schon wieder szenische Qualitäten. Mahan Esfahani, Solist an Pianoforte und Cembalo, trägt übrigens Bordeauxrot. Gespielt wird ausschließlich Musik der vier Brüder Bach, der komponierenden Söhne von JSB, höchst verschiedene Typen, die es zusammen mit den Musikern tatsächlich schaffen, die Maskerade zu marginalisieren. Prima la musica! Für das Online-Programmheft habe ich einen Blick auf die biographische Polyphonie von Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christian und Johann Christoph Friedrich geworfen. Von den Bachs des 18. zu denen des 17. Jahrhunderts: Deutschlandfunk Kultur sendet erneut die Ausgabe der “Interpretationen” vom 24.12.2016. Die Bachs vor Bach – Momentaufnahmen einer Musikerdynastie wird am 24.12.2020 von 18.05 bis 20 Uhr ausgestrahlt und ist dann wieder ein Jahr lang als Podcast verfügbar.

Wie es der Musikwelt in dem Jahr ergehen wird, sollte man nicht demütig abwarten. Darum hat die bewährt standhafte Elbphilharmonie ihr jüngstes Magazin “Visionen” genannt; es enthält auch den Essay Die Dinge könnten anders sein. Manche Dinge müssen anders werden: Ich empfehle die Lektüre der Petition “Kultur ins Grundgesetz”. Die Freiheit der Kunst ist im Grundgesetz verankert, nicht aber der Schutz der Kunst, nicht das Recht auf unbeschränkte Teilhabe aller Bürger*innen am kulturellen Leben. Und es fehlt ein Regelwerk, um Künstler vor unverschuldeten Verdienstausfällen zu schützen, Ausfällen also, die, wie seit jetzt gut neun Monaten, nicht das geringste mit dem Risiko einer “freien Wildbahn” zu tun haben.

Zur Erholung ziemlich konfliktarm verläuft die Engführung von Star Wars und Sacre du Printemps, die in der jüngsten Folge von Rausch & Räson bei VAN nachzulesen ist.