26. März 2023

grieg haus leipzig

> „An meine erste Begegnung mit Grieg, den ich dann so gut kennenlernte, erinnere ich mich hauptsächlich wegen einer wohlverdienten Abfuhr. Grieg, der einen katholischen Geschmack hatte, bewunderte zutiefst die Werke von Liszt. Und in meiner Welt war es gerade Mode, Liszt als Komponisten zu schmähen. Aber was man unter reifen Musikern akzeptieren muss, war wohl nicht hinzunehmen, wenn eine Studentin es sagte, und eine meiner Bemerkungen ließ Grieg so wütend überkochen, dass er fragte, was zum Teufel ein Dreigroschenschnösel wie ich sich dabei dächte, so über einen Meister zu sprechen. Am nächsten Tag, beim ersten Hahnenschrei, stapfte der liebe Mensch meine Treppe hoch, um sich zu entschuldigen. Dieser Zwischenfall legte das Fundament wärmster Sympathien zwischen mir und den Griegs, die später Früchte trugen.“

So erinnert sich die Komponistin und Autorin Ethel Smyth ans Leipziger Frühjahr 1879, als sie 20 Jahre alt war und der norwegische Komponist, längst berühmt, 35. Demnächst ist Smyth sozusagen zu Gast bei ihm, nebst Debussy, Satie und Schönberg. In der Edvard-Grieg-Begegnungsstätte in Leipzig (Talstraße 10, im einstigen Haus von Griegs Verleger, wo der Komponist selbst oft wohnte und wo sich der oben gezeigte Musiksalon befindet) gibt es am 29. April einen Abend zu „Flammen – Eine europäische Musikerzählung 1900-1918“. Gundula Mantu (Violine) und Anja Kleinmichel (Klavier) bringen die Protagonisten der Zeit zum Klingen – unter anderem mit den Violinsonaten von Smyth und Debussy – , der Autor liest. Und empfiehlt an dieser Stelle gleich mal Smyths erstes Buch zur Lektüre: „Impressions That Remained“, London 1919. Da findet sich auf Seite 242 die Passage zu Grieg. Es würde sich lohnen, auch den Rest zu übersetzen. Und eine Menge mehr von Smyth…