30. Mai 2014

>Onlineforen für Musik gibt es unzählige, nun aber debütiert mit “VAN#01″ ein Magazin für klassische Musik, von dem man schon beim Überfliegen finden kann, es habe einem bislang gefehlt. Das Team um Hartmut Welscher interessiert an der “Klassik”, was immer das ist, genau das, was Pop und Rock zu größeren Teilen längst verloren haben: “Dass sie sich dem Konsum entzieht, trotzig ist und sperrig, aus dem Hintergrund nach vorne drängt, nicht einfach nur gefällt, sondern einen konfrontiert mit der eigenen Schwäche, mit Abgründen, mit Schatten, seltsamen Träumen, Landschaften und Begehren.” Die opulenten 158 Seiten (auch per App zu lesen und mit Audiolinks versehen) starten mit einem Dialogeditorial. Cellist Alban Gerhardt vertritt darin neben vielen anregenden Positionen auch eine kritische zur Praxis der Probespiele: “Oft kommen nicht die besten Musiker weiter, das Format bevorteilt die fleißigsten und coolsten Instrumentalisten, die einfach die Stücke für ein Probespiel bis zum Erbrechen üben, dabei aber jegliche Kreativität abstellen.” Eine Cellokollegin beschreibt ohne Larmoyanz und sehr lebendig, wie sie in Amsterdam beim Test durchfiel. Bratscher Nils Mönkemeyer liefert eine Innenansicht des Solistendaseins: “Hoffentlich spiele ich das Stück gleich besser als beim vorigen Mal. Im Publikum sitzt der Kritiker, der mich letztes Jahr als überbewerteten Kommerzheini bezeichnet hat, außerdem ist Radioübertragung, und wenn ich Fehler mache, kriegt das die halbe Welt mit, wäre nicht das erste Mal.” Eine Fundgrube, so viel steht schon mal fest. Dass Musiker etabliert und innovativ zugleich sein können, zeigt unterdessen und unverdrossen auch das Artemis Quartett mit neuer Primaria, das ich für die ZEIT getroffen habe. Nachzulesen auf ZEIT online und hier.