10. Oktober 2020

Screenshot_2020-10-10 »Na toll…« • VAN Magazin
Die erste Flugreise seit langem, eine Woche her, die Maschine von Hamburg nach Zürich ist randvoll. Ich bin kein Hygiene-Hardliner, aber muss ich tatsächlich fast Schulter an Schulter mit den Nachbarn sitzen, nachdem in der Berliner Philharmonie je zwei Plätze und eine leere Reihe mich von anderen trennten, wenn auch keine Maske? “Abstände gibt es nur in der business class”, sagt die Flugbegleiterin. Freiheit, Gleichheit, hatschi, Gesundheit, willkommen im Kapitalismus!

In der Philharmonie besuchte ich für die ZEIT ein Konzert voller wunderbarer Werke von Wolfgang Rihm, dessen Stabat Mater zum Ende des Musikfests uraufgeführt wurde. Nach Zürich führte mich ein Treffen mit Vivica Genaux, das demnächst hier zu lesen sein wird wie jetzt schon die Porträts von Annette Dasch und Mauro Peter, die für das Magazin der Oper Zürich entstanden. Für den ersten Wiederauftritt des Gürzenich-Orchesters in Köln schrieb ich über Werke von Strauss, Mozart und Hartmann. Warum nicht alle Musiker dem nächsten möglichen Auftritt entgegenfiebern, erfuhr ich von einem elfjährigen Harfenschüler. Nachzulesen im jüngsten “Rausch & Räson” bei VAN. Die Illustration dazu von Merle Krafeld: Siehe oben.

And now for something completely different: Seit gestern ist in der Audiothek des Deutschlandfunks das beste Feature zu hören, das sich die Leser des großen W.G. Sebald nur wünschen können. “Memorial für den Schriftsteller W.G. Sebald – Briefe an einen Verstorbenen” heißt die Sendung von Elke Heinemann, eine maßstabsetzende Komposition der Annäherungen, mit O-Tönen von Zeitzeugen, Freunden, Kritikern (auf dem Gipfel der Borniertheit hört man den Wortführer des “Literarischen Quartetts” dröhnen), natürlich auch von “Max” selbst, der 2001 mit 57 Jahren starb. Heinemann trifft ihn trotzdem, jetzt.