19. Dezember 2022

nordpol

Sechs aktuelle Porträts und eine Exkursion ins Paris des Jahres 1860 – einen ganzen Schwung von Arbeiten für die Oper Zürich aus diesem Jahr habe ich nun auf die Website gestellt, ein bisschen wie die Maus Frederick, die das Jahr über Sonnenstrahlen, Farben und Wörter sammelt, um sie im Winter für die anderen Mäuse leuchten zu lassen. Allerdings habe ich nicht vorsätzlich so lange gewartet, und publiziert war eh schon alles. Es war nur rundherum viel anderes zu tun, und es ist eine Menge unbezahlter Arbeit, die Texte mit Fotos, Überschriften und Links neu einzurichten. Es aber gar nicht zu tun – da wäre es schade um die Begegnungen mit so wunderbaren und grundverschiedenen Künstlern. Gleich vier Dirigenten sind dabei: Peter Rundel, Donato Renzetti, Jérémie Rhorer, Dmitry Sinkovsky, eine Sopranistin, Hanna-Elisabeth Müller, und ein Tenor, Eric Cutler. Dem Komponisten Jacques Offenbach bin ich, nach der Arbeit am Buch Flammen, ein weiteres Mal ins Jahr 1860 gefolgt, um mehr über seine Oper Barkouf zu erfahren. Inzwischen hat sie, unter dem kongenialen Dirigat von Jérémie Rhorer, in Zürich ihre umjubelte Wiederentdeckung erlebt, in durchtrieben durchgeknallter Komik von Max Hopp inszeniert. Die Uraufführung in Paris fand übrigens am 24. Dezember statt, vor 162 Jahren.

Und vor ungefähr zwei Millionen Jahren sah es nahe am Nordpol ungefähr so aus wie auf dem Bild oben. Nein, das ist kein Fiebertraum von Klimakatastrophenleugnern. Was die Menschen dem Leben auf der Erde antaten und antun, wird ja nicht relativiert durch die Tatsache, dass der Planet sich seit vier Milliarden Jahren in stetem Wandel befindet. Allerdings ist das, was die New York Times am 7. Dezember 2022 publizierte (der Zeitschrift Nature folgend), schon sensationell. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis die Technologie der DNA-Suche an der Universität Kopenhagen soweit gediehen war, im Permafrost von Nordgrönland Funde zu ermöglichen. Dann ergaben Millionen von DNA-Fragmenten, dass vor zwei Millionen Jahren knapp 1000 Kilometer vom Nordpol entfernt gut 135 Arten von Pflanzen und Tieren lebten. Birken- und Pappelwälder wurden bewohnt von Mammuts und arktischen Hasen, das Meer war warm genug für Pfeilschwanzkrebse. Was auch immer das für die Wissenschaft und die Klimaforschung bedeutet – es kann einen doch trösten, falls Weihnachten eher matschig als verschneit ausfällt.