
Es begann mit einem Besuch im umbrischen Städtchen Panicale im Frühjahr 2009. Dem Komponisten Klaus Huber war der Siemens-Musikpreis zugesprochen worden, ich besuchte ihn für die ZEIT und verbrachte zwei Tage in Gesprächen mit ihm – und mit Younghi Pagh-Paan, der Komponistin, seiner Frau. Daraus wurde eine Freundschaft mit beiden. Klaus starb 2017 mit 92 Jahren, heute vor 101 Jahren kam er in Bern zur Welt. Younghi teilt sich mit ihm – neben dem Komponistenberuf und der Liebe zu Italien – den Geburtstag. Sie wurde am 30. November 1945 im südkoreanischen Cheongju geboren und feiert heute ihren 80. Geburtstag. Das Foto oben entstand im April dieses Jahres in Bremen, dem Wohnort der Komponistin, wo an diesem Wochenende zwei Konzerte mit fantastischen Interpreten stattfinden, darunter Studenten und Wegbegleiter der Komponistin, die im Oktober mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Ich habe im Laufe der Jahre viel über Younghi Pagh-Paan geschrieben, das meiste davon ist auch auf dieser Website zu finden. Ich verlinke hier nur auf einen Text, der 2022 für die CD Listening with the heart – Mit dem Herzen hören entstand und, den Werken folgend, die künstlerische Biografie nachzeichnet. Viele der Stücke – und dieselben Musiker! – sind jetzt auch in Bremen zu erleben. Herzlichen Glückwunsch, liebe Younghi!
23. November 2025
Vor vier Tagen ging im Konzerthaus Berlin Salon Boulanger über die Bühne des ausverkauften Kleinen Saals. Dazu schreibt Marleen Hoffmann am 20. November in der Berliner Morgenpost: “Die Dramaturgie des 100-minütigen durchgehenden Programms war wirklich herausragend – abwechslungsreich, unterhaltsam und zeitgeschichtlich informiert, gespickt mit Anekdoten, poetisch anmutenden Briefpassagen und historisch relevanten Fakten. (….) Christiane Paul und Ulrich Noethen lasen abwechselnd in einem harmonischen Zusammenspiel ihre Textpassagen, schlüpften hier und da mal in die Rolle der einen oder anderen Boulanger, kommentierten aber auch mit selbstironischem Charme ihre eigene Rolle als Erzählende. (…) Mitreißende musikalische Höhepunkte waren die Bearbeitungen des Boulanger Trios von zwei Liedern aus dem Zyklus Clairières dans le ciel und (…) Matin de printemps und D’un soir triste von Lili Boulanger sowie die Drei Stücke für Violoncello und Klavier von Nadia Boulanger. Mal ganz seichte, flirrende, mitunter fließende Klänge konnte das Trio mit voller Hingabe an die Musik ebenso erzeugen wie Passagen voller Energie und wilder Dramatik, dabei stets den Charakter des jeweiligen Stückes ernstnehmend.”
Von links nach rechts: Ulrich Noethen (Sprecher), Birgit Erz (Violine), Ilona Kindt (Cello), Volker Hagedorn (Konzept, Text, Dramaturgie), Karla Haltenwanger (Klavier), Christiane Paul (Sprecherin), Dorothee Kalbhenn (Idee und Mitkonzeption), nicht im Bild: Andy Heller (Bildredaktion). Foto: Manuela Schmelz. Die Szene oben mit Christiane Paul und Ulrich Noethen fotografierte Simon Pauly, ebenso das Bild unten (Ausschnitt) mit ganzem Ensemble und den Schwestern Boulanger.
15. November 2025

Hier stehen sie auf dem Balkon in der rue La Bruyère, die Schwestern Boulanger im Paris des Jahres 1900. Nadia, links, wurde 92 Jahre alt, Lili starb schon mit 24, berühmt wurden sie beide. Lili war die erste Komponistin, die den Rompreis gewann, hoch geschätzt von Claude Debussy; Nadia, gleichermaßen begabt, verstummte wenige Jahre nach Lillis Tod als Komponistin und setzte um so erfolgreicher ihre Laufbahn als Kompositionslehrerin fort – sie wurde zur Legende, von der sich noch der reife Leonard Bernstein etwas beibringen ließ. In Leben und Musik der genialen Schwestern führt mit einer Traumbesetzung der literarisch-musikalische Salon Boulanger zum Auftakt einer fünftägigen Hommage Nadia & Lili Boulanger im Konzerthaus Berlin, am 19. November um 20 Uhr. Mit dabei: Christiane Paul, Ulrich Noethen und das Boulanger Trio. Das Foto wurde freundlicherweise vom Centre Nadia et Lili Boulanger zur Verfügung gestellt.
In eine völlig andere Welt führt Giuseppe Verdis außergewöhnliche Oper La forza del destino, mit deren Entstehungsumständen ich mich für die Oper Zürich befasst habe. Dort hatte vor zwei Wochen die Inszenierung von Valentina Carrasco Premiere. Da Anna Netrebko die weibliche Hauptrolle singt, erstrecken sich politische Implikationen, wie sie schon das Werk selbst prägen, auch gleich bis zu Fragen zur Besetzung, die der neue Intendant Matthias Schulz sehr differenziert beantwortet hat. So oder so, an Aktualität mangelt es Verdis Oper nicht…

