9. Juli 2018

> Eine kleine “Leipziger Tetralogie” ist jetzt komplett. So nenne ich etwas grandios eine Folge von Texten, die auf eine Anregung des Gewandhausarchivars Claudius Böhm zurückgehen, zugleich Redakteur des Gewandhaus-Magazins, das jetzt, 25 Jahre nach seiner Gründung, auf die Nummer 100 zugeht. Vier Mitschnitte von Erstaufführungen des Gewandhausorchesters führen durch vier Jahrzehnte. Wie klingt Arthur Honeggers Fünfte zur Zeit des Prager Frühlings, wie sind zwei frühe Schostakowitsch-Sinfonien auf die DDR kurz vor der Ausbürgerung Biermanns zu beziehen? Zum Orwelljahr 1984 hat ein Klavierkonzert von Schnittke viel zu sagen, und nach der Wende wirkt Gubaidulinas Offertorium wie eine Antwort auf das Ungewisse. (Wer weiter in die Geschichte des Orchesters zurückgehen möchte, sollte das neue Buch von Claudius Böhm lesen: Seine “Neue Chronik des Gewandhausorchesters” umfasst im ersten Band die Jahre 1743 bis 1893, der zweite erscheint im November.) Ins Aktuelle und an die englische Ostküste geht es bei mir mit der Uraufführung von Emily Howards Oper “To See the Invisible” beim Aldeburgh Festival, ebenso mit dem Großprojekt, bei dem Ingo Metzmacher alle hannoverschen Chöre für das Requiem von Hector Berlioz zusammenrief. Dazu ein paar Gedanken in der VAN-Kolumne Rausch & Räson 13, während Nummer 14 vom Kopiergerät in einer norddeutschen Kleinstadt steil ins Paris des 19. Jahrhunderts führt. Und Simon Rattles Abschied von den Berliner Philharmonikern war Anlass für die Suche nach Abschieden in der Musik, von Pink Panther bis John Cage. Wem diese Texte alle zu kurz sind für einen langen Sommer, der und die kriegt “Bachs Welt” weiterhin druckfrisch: Nach vier Hardcover-Auflagen ist soeben die zweite Taschenbuch-Auflage ausgeliefert worden. Diesem Buch folgt 2019 ein weiteres, von Bach denkbar weit entfernt. Oder doch nicht? “Il faut toujours travailler Bach, c´est le meilleur moyen de progresser!“