24. Oktober 2014

> Zur jüngsten Kolumne “Die Absage des Jahrhunderts” fand ich beim Schweizer Fernsehen noch ein schönes Dokument. Zwei Tage, nachdem Jean-Paul Sartre den Nobelpreis abgelehnt hatte und Rippchen essend in einem Restaurant aufgespürt worden war, störten ihn die Journalisten schon wieder beim Essen, also heute vor 50 Jahren. Er sprang auf, ehe sie die Geräte bereit hatten, und so lief das Kamerateam ihm und dem Interviewer hinterher. Jagdszenen aus Paris, inmitten derer der Philosoph erschöpft erklärt: “Chacun est libre.” Zur vorigen Kolumne “Die Mutter mit den blauen Haaren” sei hier noch die Besprechung empfohlen, die Heinz W. Koch in der Badischen Zeitung zur Freiburger Produktion von “Die drei Rätsel” schrieb, der Märchenoper von Detlev Glanert.

Neu auf dieser Website sind auch drei größere Geschichten. In Essen traf ich den Pianisten Marc-André Hamelin für die ZEIT, in Bayreuth den Tenor Klaus Florian Vogt fürs Magazin der Züricher Oper. Wenn diese beiden etwas gemeinsam haben, der kanadische Extremist und der holsteinische Gralsbote, dann ihre Offenheit und Unzickigkeit. Man kann überhaupt den Eindruck gewinnen, trotz zäher Klischees vom schwierigen “Spitzenkünstler”, dass die Leute, je mehr sie ihre Kunst lieben und können, desto weniger bescheuert sind. Aber ich bin ja auch kein Fan von Glenn Gould… Extrem offen und unzickig waren jedenfalls auch die beiden Regisseure, die ich per Telefon überfiel, um sie nach ihrem Weg zu “Don Giovanni” zu befragen. Sowohl Herbert Fritsch (der das Werk jetzt in Berlin probt) als auch Krzystof Warlikowski (zeitgleich in Brüssel) gingen sofort in medias res und wollten ihre Zitate nicht mal gegenlesen. Anrufen ist manchmal doch besser, als die Leute beim Essen im Restaurant zu stören…